Die Schweiz und Deutschland: Wie zwei Nachbarn mit dem gleichen Problem kämpfen

 

Eigentlich ist die Sache ganz einfach und die Gesetze sind glasklar. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz ist das Online Glücksspiel ganz genau geregelt. Es wird also zweifelsfrei vorgegeben, wer was anbieten darf und welche Erlaubnisse hierfür eingeholt werden müssen. Allerdings zeigt die Praxis, dass die Maßnahmen der beiden europäischen Nachbarn ins Leere laufen zu scheinen. Das eigentliche Ziel, die Spielsucht zu bekämpfen, wird verfehlt und das Problem verschlimmert sich sogar zusehends. Neueste von der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) veröffentlichte Zahlen dürften den deutschen Behörden nur allzu bekannt vorkommen.

Der Schweizer Online Glücksspielmarkt gilt als einer reguliertesten Europas

In der Schweiz müssen Online Glücksspielanbieter genau wie in Deutschland eine Konzession besitzen und sich bei der zuständigen Behörde hierfür eine Erlaubnis einholen. In Deutschland ist dies die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL), in der Schweiz die ESBK. In der Schweiz gilt zudem, dass Online Glücksspiel ausschließlich von einem bereits von der ESBK lizenzierten Casino angeboten werden darf. Insgesamt gibt es momentan 21 offiziell konzessionierte Schweizer Spielbanken.

Von diesen 21 verfügen zehn über einen Online Ableger. Im Gegensatz zu Deutschland dürfen sie jedoch nicht nur Online Automatenspiele, sondern auch Live Casino Spiele, Jackpotspiele etc. anbieten. Diese strenge Regulierung ist laut dem Verband Sucht Schweiz auch vollumfänglich gerechtfertigt. Schließlich haben aufgrund des Glücksspiels verschuldete Schweizer im Durchschnitt rund 116.000 Franken an Verbindlichkeiten angehäuft.

Illegale ausländische Anbieter machen den Schweizer Behörden im gleichen Ausmaß wie den deutschen zu schaffen

Nahezu verblüffend sind die Zahlen hinsichtlich des Schwarzmarktes beider Länder. So haben nach Schätzungen der Branchenvertreter sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz illegale Anbieter einen Marktanteil von ca. 40 Prozent. Alarmierend ist darüber hinaus, dass die Tendenzen steigend sind. So wurden von der ESBK im Jahre 2020 nur rund 100 Webseiten gesperrt. Im Jahre 2025, also in nur fünf Jahren, ist diese Anzahl auf mehr als 2 000 angewachsen. 

 Angesichts derartiger Zahlen macht sich so etwas wie Resignation breit. So weist der ESBK zwar ausdrücklich darauf hin, dass das Bewerben von illegalem Online Glücksspiel verboten ist, im Internet findet man allerdings mühelos unzählige Webseiten mit direkten Links zu illegalen Online Casinos. 

Auch das problematische Spielverhalten wird immer mehr zu einem Problem in der Schweiz

 Laut dem Geschäftsführer des Branchenverbandes der Schweizer Casinos, Marc Friedrich, liegt genau hier auch der Grund für die immer größer werdende Anzahl an Schweizer Spielern mit einem problematischen Spielverhalten. Ausländische Anbieter würden kaum Maßnahmen zum Spielerschutz ergreifen. Dies sei auch ein Grund dafür, dass heute bereits 4,3 % der über 15-Jährigen in der Schweiz ein problematisches Spielverhalten aufweisen würden. 

 Weitere Zahlen belegen diesen Trend, so haben beispielsweise die Geldverluste von Schweizer Spielern beim Glücksspiel im Jahre 2023 die Marke von zwei Milliarden Franken geknackt. Seit 2021 kann allein in dieser Statistik ein stetiger jährlicher Anstieg beobachtet werden. In der Spielersperrdatenbank der Schweiz gibt es darüber hinaus heute Einträge von mehr als 100 000  Spielern, die in keinem Schweizer Casino weder in der Onlineversion noch vor Ort spielen dürfen.